Der Reitersitz im Gelände

Der Reitersitz im Gelände

Als erstes setzte ich hier voraus das der Reiter versteht und kennt wie man die Gewichts-, die Schenkel- und die Zügelhilfen richtig einsetzt. Hierzu muss aber auch der Grundsitz stimmen.
Als Übungsleiter und ganzheitlicher Reitpädagoge mit meiner kleinen Reitschule sehe ich hier leider immer wieder große Defizite bei den Freizeitreitern.

Hier gleich mal einige Tipps für Euch, dass Ihr euch selbst mal überprüfen könnt ob ihr einen stabilen aber mitschwingenden Reitsitz habt:
Falls Ihr die Möglichkeit habt – schaut euch mal auf dem Pferd im Spiegel an oder lasst euch alternativ von Freunden mal filmen – dies sollte ja mit einem Smartphone kein Problem sein. Das Ganze könnt ihr natürlich auch im Gelände machen, wenn ihr kein Viereck zu Hause habt.

Bilden Eure Ohren, Schultern, Ellbogen, Hüften und Sprunggelenke eine Lotrechte Linie zum Boden? Ist dabei Euer Rücken gerade oder kippen die Schultern leicht nach Hinten (aber nicht die Schulterblätter hinten zusammenziehen) und bildet Euer Lendenbereich ein Hohlkreuz? Oder sind Eure Schultern nach vorne eingefallen oder Eure Beine nach vorne geschoben? Hier könnt Ihr schon die ersten Fehler selbst korrigieren. Die Hände sind aufgestellt vor Euch getragen, die Handgelenke, Ellbogen und Schultern bleiben locker und die Oberarme hängen locker seitlich an eurem Körper hinunter Vom Pferdemaul über die die Zügel, Hände und Unterarme bis zu den Ellbogen sollte eine durchgängig gerade Linie gebildet sein. Ihr wollt einen leichten Kontakt zum Pferdemaul, die Zügel sollten dabei nicht durchhängen, Ihr bleibt dabei jedoch weich in der Hand.
Ihr solltet darauf achten, das ihr schön im Schwerpunkt des Pferdes sitzt. Die Sitzbeinhöcker sitzen im tiefsten Punkt im Sattel – hier aufpassen, denn häufig neigt man dazu das man den Gesäß nach hinten oben schiebt und eher auf dem Schambein zum Sitzen kommt. Dies kann man leicht korrigieren indem man sich mal etwas weiter vorne in den Sattel einsetzt und mit seinem Gesäß stückchenweise nach hinten im Sattel rutsch.
Nun sehen wir uns Eure Knie und Füße an. Schmiegen sie sich an den Sattel oder sind Eure Oberschenkel und Fußspitzen direkt nach vorne/innen gedreht oder habt Ihr sie leicht und locker angelegt, Eure Fußspitzen schauen dabei durchaus etwas nach außen, die Waden sollten einen leichten Kontakt zum Pferdebauch haben, die Sprunggelenke sollten mit der Hüfte und der Schulter Lotrecht zum Boden in einer Linie stehen. Stellt Euch einfach vor, jemand zaubert Euch einfach mal das Pferd unterm Po weg: wenn Ihr richtig sitzt landet Ihr nämlich auf den Fußsohlen und nicht auf Eurem Gesäß.
Nun könnt Ihr es am besten mal in der Bahn mal ausprobieren, schließt eure Augen, fühlt in Euren Körper, könnt Ihr die Bewegung des Pferdes fühlen? Könnt Ihr die Bewegung weich und gut mitgehen? Verändert dabei ruhig mal Eure Sitzposition, nehmt mal die Spannung aus den Schultern, mal die Beine etwas zurück, öffnet mal die Knie, lümmelt mal auf dem Pferd oder spannt Euch dabei mal an und versucht immer die Bewegung zu fühlen. Wenn Ihr richtig Sitzt, merkt Ihr wie einerseits sicher und stabil sitzt, auf der anderen Seite losgelassen, um frei die Bewegungen Eures Pferdes mitgehen zu können. Das wird Euch Euer Pferd dies mit einem weichen und freien (langen) Schritt danken. Dann seid Ihr auch in der Lage Eure Hilfen besser und feiner zu geben ohne Euer Pferd zu blockieren.

Aber warum ist das ganze so wichtig?

Ganz Einfach – wenn Ihr stabil aber dennoch mitschwingend sitzt und gut in der Bewegung mit geht, so könnt Ihr damit Euer Pferd nicht nur mit feineren und korrekteren Hilfen lenken, sondern auch Euer Pferd im Gelände besser entlasten und unterstützen. Ihr sitzt zudem auch ausbalancierter und unabhängiger auf dem Pferd und könnt kleinere Hüpfer problemloser aussitzen. Auch bringt Ihr mit einem losgelassenen und trotzdem stabileren Reitersitz mehr Ruhe ins Pferd.

Bei uns z.B. geht es häufig bergauf und bergab. Solche Strecken könnt Ihr super als Trainingsstrecken nutzen, denn bergauf wie bergab stärken nicht nur die Muskulatur des Pferdes, sondern gerade die Bauch- und Hinterhandmuskeln werden dabei gefördert.
Auf ein paar Dinge müsst Ihr dennoch achtgeben. Wenn der Weg oder Hang eine leichte Neigung hat, sollte der Rücken Eures Pferdes entlastet werden, indem Ihr ein wenig wie in den leichten Sitz geht und Euch dabei ganz leicht etwas nach vorne beugt und Euch in die Bügel stellt. So gebt Ihr Eurem Pferd die Möglichkeit die Hüfte leichter abzukippen, den Rücken aufzuwölben und mit den Hinterbeinen unter den Pferdekörper treten zu können.
Achtet aber darauf das Ihr Euch nicht zu weit nach vorne lehnt oder gar nach vorne kippt, sonst bekommt Euer Pferd das Übergewicht nach vorne und wird eilig den Berg herunterrennen.
Ist der Weg steiler, solltet Ihr dabei Euren eigenen Körperschwerpunkt noch etwas nach hinten verlegen, nicht aber Euch in den Sattel nach hinten lehnen – damit blockiert Ihr wieder den Rücken des Pferdes. So kann Euer Pferd noch besser die Last auf der Hinterhand aufnehmen um Schritt für Schritt den Berg hinter zu klettern.
Beim Bergsteigen ist es wichtig, dass Ihr immer Senkrecht den Weg zum Hang nehmt. Denn seitwärts können eure Pferde sehr leicht wegrutschen und keinen Halt mehr finden. Böse Stürze sind die Folge. Geht Ihr hingegen Senkrecht hinunter und Euer Pferd kommt doch mal ins Rutschen, kann es sich sogar auf den Hintern setzen um hinunter zu gleiten. Euer Pferd kann sich im Senkrechten auch so viel leichter wieder abfangen und seine Balance wieder finden.