Ausbildung eines sicheren Gelände- und Wanderreitpferdes

Ausbildung eines sicheren Gelände- und Wanderreitpferdes

Ausreiten ist für uns Freizeitreiter sicher das schönste. Eigentlich ist es doch ganz einfach, man setzt sich auf sein Pferd und geht raus ins Gelände – so macht es doch jeder… Oder doch nicht???

Die Betonung liegt hier eindeutig auf dem EIGENTLICH!
Wer mit seinem Pferd ins Gelände möchte und auch Sicher wieder nach Hause kommen möchte sollte hierzu doch einige wichtige Punkte nicht außer acht lassen.

Wenn ich mit meinem Pferd im Gelände unterwegs bin möchte ich das mein Pferd auch Sicher an meinen Hilfen steht. Das heißt nicht nur das wenn ich Schritt reiten möchte das mein Pferd im Schritt läuft, oder wenn ich Traben möchte das mir auch antrabt und wenn ich halten möchte das es mir auch stehen bleibt, sonder auch das ich die einzelnen Körperteile des Pferdes unabhängig voneinander ansprechen und dirigieren kann.

Im Gelände kann es immer wieder zu unerwarteten Hindernissen kommen – sei es ein Umgefallener Baum der den Weg blockiert und man ausweichen muss. Sei es ein Weg der plötzlich zu einem Pfad wird und man kaum noch die Möglichkeit hat umzukehren, oder sei es mal ein steiles Stück bergauf oder bergab wo vielleicht mal die eine oder andere Stufe drin ist. Dies sind nur einige wenige Beispiele die uns begegnen können.
Um solche Hindernisse sicher bewältigen zu können sollten die Vorhand, die Mittelhand und die Hinterhand vom Pferd problemlos vom Reiter zu verschieben sein.

Ein junges und unerfahrenes Pferd kann man am Besten beim Spazierengehen oder auch als Handpferd ans Gelände gewöhnen. Zudem ist es gerade am Anfang zu empfehlen in kleinen, ruhigen Gruppen ausreiten zu gehen um an Sicherheit zu gewinnen.
Egal was wir mit dem Pferd machen muss eine gute Grundgehorsam am Boden, so wie eine gute Vertrauensbasis zum Menschen bestehen. Diese können wir durch entsprechende Bodenarbeit und Grundausbildung fördern.
Nun werde ich Euch noch einige spezielle Anforderungen nennen, die ein gutes Gelände- und Wanderreitpferd beherrschen sollte.

Anti-Schrecktraining – Das unser Pferd nicht vor allem Angst hat was es sieht kann man vieles auch recht einfach zu Hause üben. Sinnvoll ist es wenn man die Sachen erst vom Boden aus dem Pferd zeigt, später dann auch unterm Sattel. Dazu können wir alles was gruselig ist verwenden wie z.B. Regenschirme, Klappersäcke, Mülltonnen, Planen, Bälle, Wäscheleinen, … Den Ideen freien Lauf lassen. Wenn du die ersten male mit deinem Pferd raus gehst, dann nimm jemanden mit einem erfahrenen, ruhigen Pferd mit und sucht Euch entsprechende Touren aus, wo ihr auch mal etwas erleben könnt, wie z.B. einmal durchs Dorf reiten wenn der Nachbar grade die Flex anschaltet, im Wald wenn der Holzhauer einen Baum ausastet, oder ein paar Kinder gerade Fussball auf der Wiese spielen.

Straßenverkehr – Hier muss das Pferd auf jeden Fall Sicher sein. Üben kann man Autos, Traktoren, Roller und Fahrräder auch auf dem Hof üben. Erst von der Entfernung, dann immer näher. Auch erst das stehende Fahrzeug, dann das langsam, dann ein schneller fahrendes. Klappt das gut, so kann man sich mal in die Nähe einer leicht befahrenen Straße wagen, dann einer stärker befahrenen. Oft hilft auch ein ruhiger Kumpel, den das ganze kalt lässt.

Tempokontrolle – Ich möchte das mein Pferd nicht selbst die Gangart geht wo es möchte, sondern immer jene die ich möchte. Dies kann man sehr gut üben in dem man viele Übergänge reitet. Z.B. Schritt – Trab – Schritt – Trab – Halt – Trab – Galopp – Schritt …. Klappt es gut in der Bahn kann man es auch auf dem Feldweg üben.
Auch der Tempokontrolle innerhalb einer Gangart sollte jederzeit funktionieren, sprich z.B. langsamer Schritt, schneller Schritt, langsamer Trab, mittlerer oder auch schneller Trab,…
Dies kann gerade in der Gruppe wichtig sein wenn die verschiedene Pferde ein leicht unterschiedliches Tempo haben.

Biegungen – Statt Pylone in der Bahn kannst du auch Bäume nutzen. Die Voraussetzung hierzu ist das der Boden passend ist und man genügend Abstand zu den einzelnen Bäumen hat. Reite einfach Schlangenlinien und / oder Volten um die Bäume und nutze jedes Mal den Baum, um das Pferd darum zu biegen. Jeden Baum kannst du als optische Hilfe nehmen. Die Bäume kannst du als optische Hilfe nehmen und ihnen das Pferd perfekt umstellen.

Schenkelweichen – Um auch mal einem Hindernis ohne groß Tamtam ausweichen zu können, kann es auch Sinnvoll sein wenn das Pferd dem Schenkel weichen kann. Dies kann man sehr gut auf einem Flurweg üben indem man Schenkelweichen von der einen Wegseite auf die andere macht und wieder zurück, ähnlich wie beim Viereck verkleinern und vergrößern.

Kontrolle der Vor- und Hinterhand – Um im Gelände ein Pferd auf kleinstem Raum wenden zu können empfiehlt es sich die Vor- und Hinterhandwendung zu beherrschen. Das Pferd wird dabei an die treibenden Schenkelhilfen gewöhnt. Dies kann z.B. wichtig sein wenn du mal auf einem schmalen Pfad unterwegs bist und aus welchem Grund auch immer du umkehren musst, oder ein Tor den Weg versprrt das du vom Pferd aus öffnen und schließen kannst.

Rückwärtsrichten – Es kann immer wieder sinnvoll sein im Gelände einige Schritte rückwärts gehen zu können. Auch kann es vorkommen das man auch mal Rückwärts ums Eck muss. Dies kann man neben dem typischen Stangen L in der Bahn auch z.B. an einem Holzstapel im Gelände üben an dem man entlang geht und um ihn herum.
Rückwärts bergauf – Kräftigung des Rücken und der Hinterhand so wie Förderung der Balance. Der Untergrund darf weder rutschig noch uneben sein. Beginne das Rückwärtsrichten am Berg mit ganz wenig Steigung und erhöhe die Intensität der Steigung nur langsam. Für den Anfang reichen wenige Tritte.

Trittsicherheit stärken – Die Struktur des Boden kann sich sehr positiv auf die Trittsicherheit deines Pferdes auswirken. Egal ob Wiese, Asphalt, Kies, grober Schotter oder über Wurzeln im Waldboden, all diese Böden lassen dein Pferd trittsicherer werden.
In der Bahn kannst du mit Stangen und Cavaletti üben, welche du in verschiedenen abständen und Höhen legst, dass dein Pferd lernt besser Abstände und Höhen einzuschätzen. Wenn du im Gelände unterwegs bist, nutze nicht nur die Großen wege, denn gerade auf den kleineren findest du gelegentlich mal einen Baumstamm herumliegen oder Äste am Boden die bequem als kleine Hindernisse oder auch als Cavaletti nutzen kannst. Hier muss das Pferd sich besonders konzentrieren um seine Beine zu koordinieren.
Auch Trailplätze sind hervorragende Übungsmöglichkeiten was die Trittsicherheit und Koordination des Pferdes betrifft. Zudem kann sich ein solches Training auch positiv auf das Vertrauen und der Feinabstimmung der Hilfen zwischen Mensch und Pferd auswirken.

Meine beliebtesten Übungen, welche mir und meinen Pferden im Gelände immer wieder gut geholfen haben sind:
Podest – Durch die kontrollierte Bewegungen und gezieltes setzen seiner Hufe, dem Abschätzen wie viel Kraftaufwand benötigt wird um aufs Podest zu treten fördern das Einschätzen des Körpergefühles des Pferdes und dessen Balance.
Treppe – Stufen begegnen uns immer wieder im Gelände. Diese Hoch und Runter zu reiten ist nicht gerade einfach. Wichtig ist es das diese Schritt für Schritt bestiegen werden, ein Huf nach dem anderen.
Wippe – Der Boden kann mal etwas nachgeben, oder das Pferd ins Rutschen kommen, hier ist es von Vorteil wenn das Pferd sich und seinen Körper kennt. Bei der Wippe kann das Pferd lernen auf solche Situationen schneller zu reagieren und durch kontrollierte Bewegungen und gezieltes setzen seiner Hufe so wie dem Abschätzen wie weit es gehen kann (bis zum Zenit) und wann es sein Gewicht verlagern muss um sich und den Reiter ausbalancieren zu können.
Brücke – Verbesserung der Schreckhaftigkeit über hohlen Boden zu gehen. Durch eine seitliche Begrenzung kann auch das Durchlaufen von Engstellen geübt werden.

Wenn ihr unterwegs sein und Euer Pferd unsicher ist, so ist immer das Wichtigste selbst Ruhe zu bewahren, ruhig auf das Pferd zu reagieren und im Falle eines Falles auch mal abzusteigen und das Pferd ein Stück zu führen. Es hat keinen Sinn das Pferd mit Gewalt an unbekannten oder grusligen Objekten oder durch angsteinflößende Situationen durch zu treiben. Hier kann es helfen ein erfahrenes, sicheres Pferd an der Seite zu haben oder eben auch sich selbst zu Fuss zu bequemen und „Voraus“ zu gehen.


Fazit: Wir werden unsere Pferde nie auf alle Situationen die wir begegnen direkt vorbereiten können, aber je mehr wir mit unseren Pferden machen und unsere Pferde kennen und je besser unsere Beziehung und das Vertrauen zu unseren Pferden ist, um so besser und leichter kommen wir in Unbekannten Situationen mit unseren Pferden zurecht.