Abwechslungsreiches und sinnvolles Training im Gelände - Teil 2

Abwechslungsreiches und sinnvolles Training im Gelände - Teil 2

Auch wenn wir ins Gelände gehen sollten wir uns immer an den allgemeinen Trainingsprinzipien halten, dazu gehören eben die Aufwärmphase, die Arbeitsphase und die Abwärmphase. Überlegt Euch bitte im Voraus an was Ihr arbeiten wollt. Nicht alle nun aufgeführten Beispiele an einem Tag machen. Ihr könnt hier mal Euren Fokus z.B. mal mehr auf Krafttraining (Tempiwechsel, Gangartenwechsel, Seitengänge), mal auf Konditionstraining usw. legen.

Nun beginnt Ihr wie gewohnt auch mit 10-20 Minuten Schritt reiten. Nach etwa 5-10 Minuten könnt Ihr auch schon die ersten einfachen und lockeren Übungen einbauen. Dies können z.B. gebogenen Linien von der einen Wegseite zur anderen und wieder zurück sein, eine leichte rechts und links Stellung entlang des Weges oder auch große Volten an Wegkreuzungen sein um dann immer wieder ein Stück geradeaus zu weiter zu reiten. Auch könnt Ihr Wege wählen die sich stark schlängeln oder immer wieder abbiegen. Merkt Ihr das Euer Pferd langsam etwas geschmeidiger wird, so baut Ihr Koordinationsübungen wie Schenkelweichen von der einen Weg Seite auf die andere oder einfachen Seitengänge wie Schulter vor oder Schulterherein ergänzen. Auch Vor- und Hinderhandwendungen könnt Ihr nun schon mit dazu nehmen. Die Kurven eines Weges kann man nutzen für Vor- und Hinterhandwendung oder um rückwärts um die Kurve zu gehen nutzen. Auch Holzstöße können Euch dabei helfen Euer Pferd bei den oben genannten Übungen zu unterstützen. Dies Koordinationsübungen sind nicht nur körperlich für Euer Pferd anstrengend, sondern auch für sein Gehirn, darum sollte man diese immer im Schritt machen und eher am Anfang des Trainings einbauen, wenn das Pferd noch fit dafür ist.
Wenn Ihr nun Euer Pferd auch im Gelände Geraderichten wollt, können Euch die Radspuren die Ihr auf den Wegen häufig findet gut dabei helfen. Dazu reitet Ihr in der einen Radspur, wechselt mit Schenkelweichen in die andere Radspur und reitet daraus wieder geradeaus weiter.
Klappt dies gut könnt Ihr in der Mitte eines Weges bleiben (häufig findet Ihr da auch eine Grasspur). Nun fehlt dem Pferd schon die leichte Anlehnung an den Wegrand und es ist nicht ganz so einfach das Pferd im Trab oder Galopp die ganze Zeit das Pferd auf der Mittelspur, dem Grasstreifen zu halten. Habt Ihr eine Weide oder Stoppelfeld zur Verfügung, so könnt Ihr diese Übung auch noch steigern. Dabei sucht Ihr Euch einen Punkt aus auf den ihr schnurgerade zureiten wollt. Dies kann z.B. ein Baum, ein Stein, ein Pfahl oder ein Tor…. sein. Besondere wichtig ist es gerade hier das Ihr als Reiter selbst gerade auf Eurem Pferd bleibt, denn dieses kann leicht ins Schwanken kommen.
Warum es wichtig ist? Ganz einfach, es kann immer mal vorkommen, dass Ihr mit Eurem Pferd zwischen zwei Hindernissen hindurch müsst. Dabei sollte Euer Pferd in der Lage sein, so eine Engstelle gerade zu absolvieren ohne sich zu einem der Hindernisse hingezogen zu fühlen.
Habt Ihr eine minimale Neigung des Weges bergab, so könnt ihr diesen Weg auch zur Versammlungsarbeit nutzen, denn Euer Pferd wird dabei automatisch weiter unter seinen Schwerpunkt treten. Auch könnt Ihr mit eurem Pferd einen abschüssigen Weg einige Tritte rückwärts bergauf schicken, so dass Euer Pferd das Becken mehr abkippen und seinen Rücken aufwölben muss und besser untertreten zu können.

Aus diesem Pool an Aufwärmübungen sucht Ihr Euch einige raus, dann sollte das Pferd aufgewärmt sein und Ihr könnt mit der Arbeitsphase beginnen. Ist der Boden gut und der Weg vielleicht ein wenig schmaler, so habt Ihr beste Voraussetzungen zum traben. Aufwärmen im Trab erfolgt erst mal über das Finden des dem Pferd eigenen Takts und Tempos und das Erreichen der Losgelassenheit (Abschnauben, Hals fallen lassen). Dann müsst Ihr wissen, was Ihr heute trainieren wollt: Kraft oder Ausdauer oder mehr Koordination? Ausdauer ist in gleichmäßigen länger anhaltenden Reprisen, in denen Ihr den Rahmen des Pferdes immer wieder verkürzt und verlängert. Kraft könnt ihr mit Tempiwechsel (Tempoübergänge in einer Gangart) und Gangartenwechsel trainieren. Oder schon weitertrainierte Pferde: Seitengänge im Trab (Koordination).
Achtet darauf das Ihr dabei auch immer wieder mal den Fuß wechseln, denn jedes Pferd sollte beide Hinterbeine gleichmäßig belasten. Pferde versuchen normalerweise immer den einfachsten Weg zu gehen, sprich sie bieten dem Reiter den Trab auf ihrem stärkeren Bein an. Gebt Ihr diesem Wunsch nach, wird Euer Pferd nicht geradegerichtet und könnte anfangen, mit einem Bein etwas kürzer zu treten und es überlasten -> verschleißen.
Auch im Trab könnt Ihr wieder Schlangenlinien mit einbauen, dabei habt ihr eine wunderbare Möglichkeit Euer Pferd in der Längsbiegung zu trainieren. Dabei muss die Bauchmuskulatur mehr arbeiten und Euer Pferd wird zum Untertreten animiert.
Unser Wunsch sollte es sein unser Pferd auch im Gelände geradezurichten. Daher solltet ihr schon bei so kleinen Dingen darauf achten und konsequent sein. Ihr könnt mit Eurem Pferd auch Tempowechsel innerhalb einer Gangart machen – Ihr versucht dabei den Rahmen des Pferdes zu erweitern und wieder zu verkürzen, sprich auch Tritte verlängern und wieder verkürzen, oder auch der Wechsel zwischen Dehnungshaltung und einem leicht angenommenen Pferd – somit habt Ihr wieder einen tollen Wechsel zwischen Faszien- und Muskeltraining und Euer Pferd bleibt konzentriert und wird durchlässiger. Dabei könnt Ihr auch zwischen Aussetzen und Leichttraben wechseln.

Eine wunderbare und recht einfache und effektive Übung zur Stärkung des Rücken und zum Kraftaufbau aber auch ist das Reiten von Übergänge. Schritt – Trab – Schritt – Trab – Schritt usw. Macht Ihr das ganze noch leicht bergauf kann das die Hinterhand enorm stärken.
Aus den Übergängen heraus könnt ihr ganz gut die Schaukel erarbeiten. Man beginnt dabei mit dem Rückwärtsrichten. Dieses sollte gerade und ohne stocken funktionieren. Aus dem Rückwärts dann in ein gutes Vorwärts treten und dann gleich wieder Halten wieder rückwärts, dann wieder vorwärts.

Um Euer Pferd wieder etwas aufzulockern könnt Ihr immer immer wieder locker vorwärts-abwärts – Achtung, auch dabei nicht auf der Vorhand latschen und das Pferd rennen lassen – traben. Auch könnt ihr immer mal wieder einen kurzen Galopp einbauen, da ja auch nicht der Spaß nicht auf der Strecke bleiben soll.
Gerade Traben ist eine wunderbare Möglichkeit Euer Pferd in Kondition und Ausdauer zu trainieren. Zudem ist der Trab nicht so anstrengend für Euer Pferd wie der Galopp und es ermüdet nicht so schnell.
Ihr könnt auch kurze Galoppaden einbauen, um gleich wieder durch zu parieren und auf der anderen Hand wieder anzugaloppieren. Im Galopp gilt das gleiche wie im Trab, beide Hände / Füße müssen gleichmäßig belastet werden, da sonst Euer Pferd irgendwann ganz schief wird.

Die Muskeln brauchen aber auch die Möglichkeit um sich zwischen den einzelnen Übungen oder auch den einzelnen Trainingseinheiten wieder zu erholen. Dies dürft Ihr nicht vergessen! Daher baut während des Trainings immer mal wieder ein 3-4 Minuten einfach nur mal ruhig im Gelände stehen zu bleiben – so kann sich der Energiespeicher der Muskeln schneller und besser wieder füllen. Auch die letzten Kilometer zum Stall könnt ihr Eurem Pferd was gutes tun indem ihr absteigt, den Sattelgurt etwas löst und ihm für den schönen Ritt dankt und mit ihm zusammen, nebeneinander nach Hause lauft.

Es empfiehlt sich auch nach längeren Reiteinheiten Euer Pferd ein oder zwei Tage nicht zu reiten. Sattel und Reitergewicht üben einen enormen Druck auf das Rückengewebe des Pferdes aus – Kompression. Kompression kann man nicht trainieren und ist immer verschleißend. Das belastete Gewebe benötigt abhängig von der Dauer des Rittes und der Beanspruchung 1 bis 7 Tage um sich zu regenerieren. In dieser Zeit sollte weder ein Sattel, ein Longiergurt noch ein Reiter auf diesem Gewebe Platz nehmen. Nur so ist ein Verkleben des Gewebes und damit ein chronisches Verkürzen und Verspannen mit Schmerzen vermeidbar.
An diesen Tagen lässt sich gut Arbeit vom Boden aus einbauen.

Wenn Ihr Eurem Pferd zusätzlich noch etwas gutes tun wollt, so könnt Ihr auch nach dem Ritt mit einer weichen Bürste oder den Handflächen leicht über das ganze Pferd streichen, auch mal gegen die Fellrichtung.

Ihr seht, es gibt sehr viele Übungen die ihr nicht nur im Viereck, sondern auch draußen im Gelände mit Eurem Pferd machen könnt, um Eure Hilfegebung, die Koordination, die Kraft und die Ausdauer Eures Pferdes zu stärken und Euer Pferd zu gymnastizieren. So könnt Ihr Abwechslung in Euren Trainingsaltag bringen und gleichzeitig Euer Pferd an wichtige Außenreize gewöhnen.